Von Kuba nach Mexiko. Dies war die Reise zurück in die heutige Welt, ins hier und jetzt. Zumindest auf der Yucatan Halbinsel, wo Cancun liegt, ist Mexiko ein äußerst entwickeltes Land. Dort gibt es gute Infrastruktur und das Trampen ist kein Problem. Ich habe nicht viel Zeit im Touristenparadies Cancun zugebracht und mich zügig in Richtung Süden auf den Weg gemacht. Mein erster Fahrer war Juan, der auch prompt in Richtung Meer fuhr, wo auch ich hin wollte.
Die mexikanische Küche hat nicht allzu viele vegetarische Gerichte zu bieten. Aber von Quesadillas mit Gemüse konnte ich nie genug bekommen. Nicht ganz vegetarische Snacks gibt es hingegen beim Straßenhändler.
Neben Cancun ist auch Tulum ein ausgesprochen touristischer Ort. Für 2 Nächte bin ich dort abgestiegen. Allerdings war es die unerträglichsten Hitze meiner Reise. Ich wußte nicht, dass das erst der Anfang war. Die totale Abkühlung hingegen gab es in unterirdischen Süßwassergrotten – ein tolles Erlebnis. Es gibt überall diese, Conotes genannten, Höhlensysteme mit glasklarem Wasser, Fischen und Fledermäusen.
Das Paradies Caye Caulker in Belize
Langsam geht die scheinbar unbegrenzte Reise allerdings zu Ende. Also habe ich mich schnell Richtung Süden an die Straße gestellt und bin nach Belize gereist.
Dort war ich auf einer wunderschönen Insel namens Caye Caulker. Es sah aus wie im Paradies. Aber das eigentliche Paradies lag unter Wasser. Man kann Korallenriffe nicht in Worte, nicht in Bilder fassen!
Ich habe mit Haien, die bis zu 3 Meter lang waren, geschnorchelt, Korallen und Seepferdchen gesehen, bevor ich Richtung Belmopan, dies ist die Hauptstadt Belizes, weitergefahren bin. Dann weiter nach Guatelmala und El Salvador mit der Hauptstadt San Salvador. Überall wird hier vor Kriminellen gewarnt, wie übrigens in allen Ländern Zentralamerikas.
Die Schattenseiten Mittelamerikas: Waffen, Gewalt, Armut und Müll
Ich habe immer Respekt vor solchen Warnungen aber schreibe sie auch schnell in den Wind, wenn ich wie stets in meinem Leben, nur gute Leute treffe. Und so war es auch dieses Mal wieder. Doch Waffen und schwer bewaffnete Sicherheitskräfte gab es an jeder Ecke zu sehen.
Meine Freundin Frau Humbert aus Eisleben ist in Tegucigalpa, der Hauptstadt Honduraś geboren. Daran mußte ich oft denken, als ich dort war.
Honduras hält eine ganze Reihe unschöner Rekorde: es besitzt die höchste Mordrate in der Welt. Dort passieren 100 mal mehr Morde pro Einwohner als in Deutschland. Außerdem gab es in 150 Jahren, 125 Militärputsche in dem ärmsten Land der Region. An vielen Stellen liegt der Müll in Bergen, die Flüsse quellen über vor Plastikflaschen. Oft sind noch die Geier vor Ort, um auf die Ratten zu warten.
Die Menschen wirkten auf mich zwar arm aber nicht unglücklich, nicht am verhungern, nicht trostlos. Aber ich habe auch Slums gesehen und diesen Bettler (siehe Bild), der mit seinem Rollstuhl auf dem Mittelstreifen einer Ampelkreuzung mit seinem Rollstuhl gebettelt hat.
Erschreckend. Ich war nach 10 Minuten weg aber ich bin sicher, ihr könnt ihn in 5 Jahren noch dort finden, irgendwo, zwischen Tegucigalpa und El Paraiso.
Wassermelonen gegen die Hitze
Ich habe aber immer wieder freundliche Menschen, interessante Architektur und Wassermelonen entdeckt. Was braucht man mehr. Seit ich meine Ernährung auf Sonne, Eis und Wassermelonen umgestellt habe, geht es mir übrigens blendend. Und ich habe auf meiner gesamten Reise nur 2 Plastewasserflaschen gekauft.
Das einzige belastende war die endlose und unerträgliche Hitze. Hitze, als ob man die Saunatür aufmacht -nur ohne Sanduhr und kalte Dusche. Einziger Trost waren die unzähligen Fahrten auf der Ladefläche von Pick ups, mit Wind im Gesicht. Manchmal war allerdings der Wind so heiß, als ob er aus dem Fön kommt.
Es waren interessante Länder, interessante Orte, ohne Touristen aber eben auch ohne englisch sprechende Menschen.
Wiedersehen: Aus Halle nach Managua
In Nicaragua habe ich die Hauptstadt Managua besucht. Ein selten trostloser Ort, der in den siebziger Jahren von einem Erdbeben völlig zerstört wurde. Der Wiederaufbau gleicht einer Bungalowsiedlung, eine unbegreifliche Stadt. Weiter südlich liegt der riesige Nicaraguasee mit einer Insel, die aus zwei Vulkanen besteht. Dort habe ich mich mit Anna verabredet. Anna und ihre Freundin Claudia sind seit 8 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs. Wir haben zusammen in Halle in der freien Schule Riesenklein gearbeitet und uns immer auf dem Pausenhof verabredet. Warum soll man sich da nicht mal unter Mangobäumen, statt unter Kastanien treffen?
Also haben wir ein tolles Wiedersehen gefeiert und tage- und nächtelang geklönt. Als wir alle weiter mussten, haben wir beschlossen, noch ein Stück des Weges gemeinsam zu reisen. Nun, das ist nicht so einfach, drei Personen, zwei Fahrräder und ein riesiger Berg Gepäck. Da bleibt nur Trampen. Also haben wir uns immer wieder reihum, verdreckt und schweißtriefend, wie wir waren, an die Straße gestellt und haben Autos angehalten. Aber natürlich nur solche, die uns groß genug erschienen. Das ging erstaunlich gut. Viele hundert Kilometer sind wir so zusammen durch Nicaragua und Costa Rica getrampt, bevor wir am Golfo Dulce endlich Abschied nehmen mußten. Es war ein irrer gemeinsamer Trip.
Panama riecht nach Bananen
Vom Trampen bin ich inzwischen verwöhnt, in Zentralamerika ist es so einfach, auf eine Ladefläche zu springen. Auf hunderten Trucks, Pick ups, Traktoren und Autos bin ich so mitgefahren. Allein in Panama ging es dann nur noch äußerst schleppend. Gerade so bin ich also nach Panama City gekommen, habe noch schnell den Panamakanal besucht und langsam Abschied vom südlichsten Punkt meiner Reise genommen. Übrigens riecht Panama wirklich von oben bis unten nach Bananen, auch wenn es nicht das Land meiner Träume ist.
Aber, genau wie bei Janosch́s kleinem Bären und dem Tiger, kehre ich nach langer Reise bald wieder heim und habe dort alles, was mein Herz begehrt (oder fast alles). Dort bin ich mindestens genauso glücklich, wie hier, unter Palmen, unter Fremden, am Ende der Welt. Nun liegt nur noch die Rückreise vor mir. Dies wird aber einige Zeit brauchen, denn es sind mehr Stationen, als manch anderer in seinem ganzen Urlaub besucht, zu durchreisen. Es gibt also noch genau einen Bericht vom Unternehmen Amerika in der nächsten Zeit, bevor es wieder alltäglich-ruhig um mich wird.
Wir freuen uns, dass du wieder hier bist! Jo and Anne